Boote zwischen 10 und 11m Länge: Victoire 1044, Hanse 341&342, Dufour 34 Performance
In dieser Klasse finden sich eine ganze Reihe Yachten, die mit Vorder- und Achterkabine, Naßzelle und Schränken einer vierköpfigen Crew vollwertig Platz bieten. Ich habe mir die Victoire 1044, die Dufour 34 Performance und die Hanse 341 & 342 angesehen.
Die Victoire ist der älteste Riß und zeigt klassische Linien. Das Boot ist fast ein Backdecker, die Kajüte erhebt sich nur wenig über das Deck. Der Innenausbau ist hochwertig und der Grundriß ähnlich einer vergrößerten Winner 9.50: Im Heck eine große offene Doppelkoje, davor Pantry und Naviecke, ein Salon mit zwei Längsbänken und vor dem Vorschiff die Naßzelle. Das Auge freut sich über reichlich Holz und Schrankplatz. Ab etwa Baujahr 1996 hat die Werft das Layout überarbeitet: Der Kajütaufbau ist länger geworden und hat ein weiteres Fenster bekommen, die Doppelkoje achtern bekommt eine eigene Kabine und auch die Naßzelle rückt nach hinten. Das moderne Layout hat am Markt seinen Preis: Boote ab Baujahr 96 werden in der Regel für mehrere zehntausend Euro höher angeboten als die Baujahre vor 1995, die oft unter 50.000 € zu haben sind.
Das Cockpit liegt tief und geschützt, der Rudergänger sitzt an einer langen Pinne und paßt ggf. sogar unter die Sprayhood. Der Großtraveller sitzt auf einem schmalen Brückendeck vor dem Niedergang. Eine Radsteuerung ist auf der Victoire nur selten zu finden.
Die Hanse 341 & 342 geben sich im Deckslayout ebenfalls gerne klassisch. Das Unterwasserschiff ist aber flach geschnitten mit einem tiefgehenden Flossenkiel. Der Kajütaufbau reicht weit bis aufs Vorschiff, was für eine ordentliche Stehhöhe und viel Raumgefühl bis in die Vorschiffskabine sorgt. Den Raum unter Deck bezahlt die Crew mit relativ schmalen Laufwegen auf dem Deck. Dafür gibt es für großgewachsene Menschen im Innenraum eine Stehhöhe > 1,90m und damit das beste Angebot im Vergleich zur Konkurrenz. Im standard Layout ist im Vorschiff eine Eignerkabine mit großzügiger Doppelkoje und zwei Schränken verbaut, zwei Seitenfenster im Rumpf spenden zusätzliches Licht. Der Salon fällt vergleichsweise klein aus, an backbord gibt es zwei Einzelsitze mit Tisch, dort findet auch die Navigation ihren – sehr spartanischen – Platz. Steuerbords liegt eine Eckbank, die sich zur Not als Seekoje nutzen läßt, und ein kleiner Esstisch. Die Pantry auf derselben Seite entspricht der üblichen Größe für dieses Bootssegment, die Achterkabine, ebenfalls über steuerbord zugänglich, bietet einen Schrank und eine geräumige Doppelkoje mit ausreichend Kopffreiheit. Die Naßzelle an Backbord ist relativ groß und hat einen zusätzlichen Zugang zu großen Backskiste.
Das Cockpit ist hinten verbreitert, so daß auch Versionen mit Radsteuerung ausreichend Platz bieten. Die Verteilung zwischen Rad und Pinne dürfte etwa hälftig sein. Die Pinne ist relativ kurz ausgeführt, der Traveller sitzt, wenn nicht auf dem Kajütdach, auf der Bank in der Cockpitmitte. Eigner können den Traveller ohne großen Aufwand, je nach Wunsch entweder im Cockpit oder auf dem Kajütdach platzieren. Auch hier dürfte sich das vorhanden Angebot etwa hälftig aufteilen. „Da der Mast bei der Hanse relativ weit vorn steht, wird sie schnell luvgierig“, so jedenfalls ein Eigner, der es ja wissen müßte „der Traveller im Cockpit ist da ein klarer Vorteil, das Großsegel läßt sich so am Wind besser trimmen.“
Als Ergänzung zur Selbstwendefock haben viele Eigner eine Genua und entsprechende Schienen auf Deck geordert, ein Merkmal nach dem ich auf jeden Fall suchen würde.
Die Hanse 341 und 342 sind vom Layout nahezu identisch, zu meiner Überraschung las ich in einem Gutachten, die 342 sei von Hanse nicht als Weiterentwicklung der 341, sondern als komplett neu designtes Boot auf den Markt gebracht worden. Tatsächlich gefiel mir die 342 besser. Sie ist oft in hellem Holz ausgebaut und stilistisch moderner als die 341. Der Preisunterschied ist mit 10 – 20.000 € für die neuere Version durchaus angemessen.
Die Dufour 34 Performance gibt sich deutlich sportlicher als die beiden vorgenannten Yachten. Wie bei der Hanse sitzt die Eignerkabine mit einem großzügigen Bett und zwei Schränken vorne. Der Salon besteht aus zwei klassischen Längsbänken. Navigation und Naßzelle sitzen an Steuerbord, Naßzelle und Achterkabine an Backbord. Das Bett achtern reicht konstruktionsbedingt nur bis zur Bootsmitte, ich halte es aber für ausreichend dimensioniert. Gut gefallen hat mir auch, daß die Rumpf-Deck-Verbindung innen nahezu auf ganzer Bootslänge zugänglich ist, sie ist hinter der Verkleidung über Klettverschlüsse erreichbar. Weniger begeistert hat mich, daß die Werft die Verbindung nur mit Spax Schrauben (und natürlich Kleber) verbunden hat. Gewindeschrauben mit Mutter und Unterlegscheibe hätte ich da lieber gesehen. Die Dufour besticht neben der großräumigen Vorschiffskabine durch ein sehr ergonomisch gestaltetes Cockpit. Der Traveller sitzt direkt vor dem Rad, die Genuawinschen nahezu auf gleicher Höhe. Der Rudergänger hat also Zugriff auf alle Schoten. Im Heck gibt es zwei Sitzduchten für bequemes Steuern von der Kante, das Rad ist gut erreichbar. Instrumente lassen sich mittschiffs auf beiden Seiten der Steuerkonsole einbauen. Viele Eigner haben das getan, so daß Speed, Tiefe und Windeinfall von der Steuerposition aus immer zu sehen sind. Die Maschine wird von Steuerbord aus, neben dem Rad, bedient.
Hanse und Dufour sind auch als Dreikammerversionen erhältlich. Beide verlieren dann erheblich Platz in den Backskisten und bekommen kleinere Naßzellen. Bei der Dufour rutscht letztere dann nach vorne und verdrängt einen Schrank und das positive Raumgefühl in der Eignerkammer.
Der maschinelle Antrieb erfolgt bei Dufour im Standard durch einen 29 PS Volvo Aggregat, es gibt auch Modelle mit einem 21 PS Aggregat, davon würde ich bei 5,8 t Gewicht in einem Gezeitenrevier aber abraten. Ähnliches gilt für die Victoire, die aber nur 5,5t auf die Waage bringt. Auch bei der Hanse gibt es verschiedene Motoren von 19-30 PS im Angebot. Hier überwiegt Yanmar. Die Hanse ist mit 5,1t deutlich leichter als die Dufour und dürfte auch mit einem 21 PS Aggregat schon ausreichend motorisiert sein.
Im Falle einer Kaufentscheidung hätten für mich die besseren Segeleigenschaften und das gut strukturierte Cockpit, sowie die Längskojen im Salon den Ausschlag für die Dufour gegeben. Meine Frau hätte auf Grund des hellen Innenausbaus, Rumpffenstern in der Vorschiffskabine und des Raumgefühls unter Deck für die Hanse votiert. Die Victoire ist ein sehr schön gestaltetes Boot, spricht meiner Meinung nach aber eher Paar Crews als Familiencrews an.