Unter 10m Bootslänge: Winner 9.50, Dehler 31 und First 31.7
Boote unter 10m Länge waren einmal das klassische Einsteiger Segment. Ab 9,50 m Bootsgröße schaffen es die Konstrukteure neben einer Vor- und Achterkabine auch noch eine kleine Pantry und eine Navigationsecke zu installieren. Das sind die Grundvoraussetzungen für ein Vier-Personen-Boot.
Wer sportlich, aber nicht unbedingt Regatta segeln will, findet mit der Dehler 31 & 32, Winner 9.50 und First 31.7 mindestens drei weit verbreitete Bootstypen, die alle auf dem niederländischen oder deutschen Bootsmarkt zu bekommen sind.
Die Dehler ist mit 9,40m Länge die kleinste Vertreterin dieser Gattung. Trotzdem ist es den Konstrukteuren gelungen, sowohl eine abgeschlossene Achter- und eine separate Vorschiffskabine unter Deck zu installieren. Der Standard Tiefgang fällt mit 1,45m -1,50m sehr moderat aus. Im Cockpit sind ein Traveller und eine Pinnensteuerung zu finden, der Großbaum beherbergt meist ein durchgelattetes Großsegel mit Lazyjacks und Segeltasche, dem sog. „Dehler Maindrop System“. Mit der Winner hat sie aufgeklebte anti-rutsch Beläge auf dem Deck gemein. Ein Punkt, der bei der Bootsbesichtigung Beachtung verdient: Ersetzen ist entweder arbeitsaufwändig oder teuer.
Die Winner ist mit 9,50m nur 10cm und folgt einem alternativen Ausbaukonzept: An Stelle einer geschlossen Achterkabine befindet sich eine Zwei-Personen Hundekoje im Heck. Die Naßzelle rutscht nach vorn und teilt die Vorschiffskabine damit deutlich vom Salon. Der Innenausbau ist in verschieden Holzausbau Varianten zu bekommen und meiner Meinung nach der schönste der hier betrachteten Boote. Innen sind kaum Gfk Flächen zu finden, alle Wände sind mit Holzvertäfelung verkleidet, im Salon gibt es trotz der geringen Bootsgröße durchgängig Schrankfächer. Die Winner ist vor allem in den Niederlanden beliebt. Auf Grund des hochwertigen Innenausbaus und des stabilen Rumpfes werden Winner Yachten gerne als „niederländische Hallberg Rassy“ bezeichnet. Eine Etikette, die in Bezug auf die Qualität des Bootsbaus stimmt, die Segeleigenschaften sind jedoch wesentlich sportlicher als die einer HR.
Im Cockpit sitzt der Großtraveller direkt vor dem Niedergang auf einem kleinen Brückendeck, während bei der Dehler und der First die Traveller in der Cockpitmitte angebracht sind. Der Standard Tiefgang der Winner beläuft sich auf 1,70m. Es gibt auch eine Flachkiel Variante mit 1,30m, den geringeren Tiefgang „bezahlt“ man aber mit 200 Kg zusätzlichem Gewicht – was ich nicht empfehlen möchte.
Die First 31.7 ist der modernste, neueste und größte Entwurf. Mit 9,60m Bootslänge erhält man fast ein 10m-Boot. Der Innenentwurf entspricht mit einer Achterkabine, Naßzelle im Achterschiff, davor backbord und steuerbord Pantry und Navigation, Längsbänken und einem abgeschlossenen Vorschiff der Dehler, nur alles eine Nummer größer. In der Achterkabine wird man sich zu zweit aber nur schwerlich wohl fühlen. Die Polster sind oft First-typisch in weißem Kunstleder gearbeitet und der Innenausbau wahlweise aus hellem oder dunklem Holz. Es gibt weniger Schrankplatz als auf der Winner, dafür aber zwei zusätzliche Fenster über den Salonbänken. Das bringt Licht und ein angenehmes Raumgefühl. Der Kiel geht im Standard mit 1,90m noch einmal 20cm tiefer als bei der Winner. Das Rigg ist ähnlich gestaltet. Das Cockpit gefiel mir von den drei Designs am besten, es gibt extra Sitzduchten auf der Seite für den Steuermann, das ermöglicht bequemes Sitzen und einen guten Blick voraus.
Allen drei Booten gemein sind sportliche Segeleigenschaften, ein Rigg das auf so viel Großsegelfläche dimensioniert ist, daß sie sich auch mit nicht überlappenden Vorsegeln schnell segeln lassen und genug Raum für eine vierköpfige Familie unter Deck.
Preislich reicht die Angebotsspanne von knapp über 20.000 € für ältere Dehler über ca. 35.000 € für eine Winner und bis zu 45.000 € für eine First – je nach Alter und Erhaltungszustand. Wer mit seinem Budget haushalten muß, ist wahrscheinlich mit der Dehler am besten beraten, die Winner bietet den schönsten und reichhaltigsten Innenausbau und die First spricht Segler an, die auf Stilelemente und Raumgefühl Wert legen.