Hier ist es schön

Enkhuizen

Enkhuizen ist die wohl schönste Stadt am IJsselmeer. Grachten durchziehen die Gassen mit historischen Gebäuden, Fischerhäusern und ehemaligen Kontoren. Die Altstadt ist binnenwärts umrahmt von ehemaligen Wallanlagen, seewärts erstrecken sich mehrere Häfen.

Gäste liegen im Gemeindehafen oder im Compagnieshaven, die beide unmittelbar an die Altstadt anschließen. In direkter Nachbarschaft zum Compagnieshaven liegt das Zuiderzeemuseum. Es ist das größte historische Museum am IJsselmeer und versammelt historische Gebäude und Schiffe aus der Zeit vor Erbauung des Abschlußdeiches. Es wurde extra mit dem Ziel geschaffen Historie und Kultur der Zuiderzee – so hieß das IJsselmeer vor der Eindeichung – zu bewahren und zu vermitteln. Gäste können historische Wohngebäude, eine Dampf-Wäscherei, Kalköfen, einen Fischerhafen und verschiedenste Werkstätten, von Schmieden, Schuh- und Besenmachern besuchen. Kinder können ein eigenes Holzschuhboot (Klompenbootje) bauen. Eine abgetrennte Wasserfläche lädt zum Paddeln auf eigens bereit gestellten Böötchen ein, mit denen sich künstliche Inseln erkunden lassen.

Hinter dem Gemeindehafen (niederl. Gemeentehaven) liegen neben der Altstadt zwei Parkanlagen: Der Snouck van Loosenpark und „het Landje van Top“, eine kleine Rasenfläche vor dem wuchtigen Haupttor zur Altstadt, dem „Dromedaris“. Besonders der van Loosenpark lohnt einen Spaziergang. Er wurde von der ehemaligen Lotsenvereinigung gestiftet und beherbergt zwischen gepflegten Blumenflächen und Pflanzungen freistehende Einfamilienhäuser. Dazwischen sind Spazierwege aus Kies angelegt von denen sich ein Teich, Enten und viele blühende Blumen bestaunen lassen.

Quer durch die Altstadt verläuft ein weiteres Hafenbecken der „oude Haven“ (alter Hafen). Entlang seines Nordufers ziehen sich diverse Restaurants und Kneipen, die ihre Tische bis ans Wasser stehen haben. Besonders bei gutem Wetter läßt es sich hier gut Speisen und Trinken – wenn man denn einen Platz bekommt.

Wer schon immer darüber nachgedacht hat, sich ein eigenes Schiff in den Vorgarten zu stellen, kann an der Seefahrtsschule bewundern, wie gut ein 1:1 Modell einer Briggantine im eigenen Vorgarten aussieht.

Medemblik

Medemblik ist nicht nur eine schöne alte Seefahrerstadt, sondern auch das segelsportliche Zentrum des Ijsselmeeres. Jährlicher Höhepunkt ist das „Medemblik 24-uur race“ (24-Stunden-Rennen) in dem Segelcrews Ende August 24 Stunden lang in beliebiger Reihenfolge Bahnmarken in Form von Tonnen absegeln. Am Ende wird die Gesamtstrecke addiert und entsprechend der Bootsklassifizierung um einen Korrekturfaktor vergleichbar gemacht. Innerhalb verschiedener Klassen gewinnen die Boote mit der größten Streckenleistung. Zum Abschluss wird gemeinsam gefeiert. Angst alkoholisiert ins Wasser zu fallen, braucht niemand zu haben: Die Häfen sind so voll, daß sie trockenen Fußes überquert werden können.

Es gibt drei Hafenbecken: Den Westerhaven, den Oosterhaven und den Pekelharinghaven. Gäste liegen meist im Oosterhaven längsseits oder in einer Box im Pekelharinghaven. Der Westerhaven ist durch eine Klappbrücke abgetrennt. Restaurants finden sich hauptsächlich entlang des Oosterhavens. Nordwärts beginnt die Altstadt, nicht ganz so schön wie Enkhuizen, aber auch sehenswert. Das Museum im Haus der Ostindischen Kompanie existiert leider nicht mehr, die dahinter liegende Dampfeisenbahn ist an Wochenenden aber in Betrieb. Wer ihren Schienen ein Stück entlang des Ortsrandes folgt, erreicht das „Orloogsmuseum (Weltkriegsmuseum).

In einem weiteren Hafenbecken hinter dem Westerhaven befinden sich die Werkshallen der bekannten Jongert Werft, ebenso wie die von Contest und Winner.

Rund um den Pekelharinghaven liegen von Nord nach Süd zuerst das Radboud Kastel mit Café, ein Streichelzoo und der Königin-Emma-Park mit Minigolf Anlage.

Wer vom Kastell aus das Ijsselmeerufer südwärts bewandert, kommt zuerst am Regattazentrum Medemblik vorbei, einem großen modernen Jachthafen. Daran schließt sich das sog. Voroefer an, ein parkähnliches Natur- und Freizeitgebiet. An dessen Ende liegt das Stoommachinemuseum (Dampfmaschinenmuseum) und vorgelagert eine weitere, abgetrennte Wasserfläche, die durch ein Fahrwasser erreicht werden kann und gute Möglichkeiten zum Ankern und Baden bietet.

De Voeroever

Zwischen Medemblik und Andijk liegt ein ausgedehntes Erholungs- und Naturschutzgebiet: „De Voroever“. Von beiden Häfen ist es fußläufig oder mit dem Fahrrad erreichbar. Das Havenkantoor in Medemblik vermietet ausgezeichnete Hollandräder (auch e-bikes). Seewärts des Deiches gibt es Flachwassergebiete zum Vogelschutz, Sandstrände, Spazierwege und geschützte Ankerbuchten. Südlich des Regattazentrum Medemblik lädt ein Badestrand mit Café zum Verweilen ein. Noch ein Stück unterhalb, unmittelbar vor dem Dampfmaschinenmuseum (Stommachinenmuseum) erstreckt sich eine rundum geschützte Ankerbucht mit Stegen. Letztere sind eigentlich der Gastschifffahrt vorbehalten, werden häufig aber auch von Yachten genutzt. Nicht ganz so geschützt aber ebenso schön lässt es sich westlich der Hafeneinfahrt nach Andijk ankern.

Ankern am Voroever

Hoorn

Horn ist die dritte historische Stadt am IJsselmeer (genauer gesagt: bereits Markermeer) Westufer. Ein mächtiger Wehrturm überschattet die Einfahrt zum Binnenhafen, der die meisten Gäste aufnimmt. Wem es hier zu voll oder zu unruhig ist, kann in die Marina „Grashaven“ oder die im Buitenhaven (Außenhafen) liegende Vereinsmarina ausweichen. Auch Horn ist von Grachten durchzogen und verfügt darüber hinaus über eine recht große Fußgängerzone mit diversen Shoppingmöglichkeiten im Inneren der Stadt. Rund um den Binnenhafen gibt es stadtwärts Kneipen und Restaurants und seewärts eine Parkanlage, in einem ausrangierten Industriegebäude längs des Buitenhaven auf dem Oostereiland ist das „Museum of the 20th Century“ untergebracht.

Etwa eine Seemeile östlich der Haupthäfen liegt die „Marina Kaap Hoorn“, eine kleine neu gebaute Marina umgeben von einem aufgeschütteten Steinwall, innerhalb dem auch geschützt geankert werden kann (kostenpflichtig) – ein ruhiger Platz mit Bademöglichkeiten im Grünen. Zur Stadt führt ein zwanzig minütiger Fussweg durch den Julianapark, eine natürliche Grünanlage mit schattigen Bäumen und zwei Badestränden.

Marker Wadden

Etwas ganz anderes ist der „Marker Wadden“. Im Gegensatz zu den historischen Städten handelt es sich hierbei um frisch aufgeschüttetes Land: Eine kleine Nordseeinsel mitten im Markermeer, künstlich erschaffen aus Markermeersand. Über mehrere Quadratkilometer haben die Niederländer hier Dämme aufgeschüttet, Flachwasserzonen angelegt und Feuchtgebiete bepflanzt. Das ganze Areal dient als Vogelschutzgebiet und der Gewässer Reinhaltung. Die Wasserqualität im Markermeer und besonders der Algenwuchs sollen durch die Naturschutzgebiete entlang des Markermeerdeiches nachhaltig verbessert werden. Ich bilde mir ein, dies auch schon mit bloßem Auge bemerkt zu haben: Das Markermeerwasser wirkt deutlich klarer als in vorhergehenden Jahren.

Sinnvoll ergänzt werden die Naturschutzgebiete um einen Hafen mit drei Anlegestegen: Ein Längssteg für Plattbodenschiffe und Traditionssegler, ein weiterer für Tagesgäste (der sog. Stapelsteiger) an dem aber auch längsseits – und gerne im Päckchen – übernachtet wird. Am dritten Steg gibt es Boxen für Übernachtungsgäste. Strom und Wasseranschlüsse gibt es keine und auch der Müll kann nicht entsorgt, sondern muß wieder mitgenommen werden. Rund um den Hafen gibt es mehrere Gebäude: Ein Café, ein Informationszentrum, WC und Duschen, sowie mehrere Ferienhäuser, die über Landal zu mieten sind.

Bademöglichkeiten gibt es am nahegelegen Strand und im Hafen, wo Schwimmen eigentlich verboten, aber ganz offensichtlich geduldet ist. Vom Hafen aus erstreckt sich ein Wegenetz zum Begehen der Insel, alle Flächen außerhalb sind tabu. Entlang der Wege gibt es verschiedene Aussichtspunkte: Auf einem Turm mit Weitblick, in einem Holzverschlag zur Vogelbeobachtung und eine Station auf Wasserhöhe von der aus sich sowohl die Wasseroberfläche als auch, hinter Glas, die Unterwasserwelt (nur sehr begrenzt, das Wasser ist trübe) beobachten läßt.

Wer Ruhe und Nordseefeeling nur zwei bis drei Stunden von Enkhuizen oder eine von Lelystad entfernt sucht, ist genau richtig.

Seltsames Urk

Es war einmal eine sehr kleine Insel in der Zuiderzee, einer Ausstülpung der Nordsee mitten in die Niederlande hinein. Diese Insel war so klein, dass es unmöglich war Land- oder Viehwirtschaft zu betreiben. Es gab nur einem Ort auf dem einzigen Hügel, der vor Sturmfluten schützte und einen Hafen. Da niemand Bauer werden konnte, wurden alle Männer Fischer. Die Enge auf der Insel und die harte Arbeit auf den hölzernen Fischersegelbooten schweißte die Inselbevölkerung eng zusammen. Jeder war auf den anderen angewiesen und die erfolgreiche Rückkehr der Fischer lag oft in Gottes Hand. Das glaubten jedenfalls die Fischer, wurden tiefgläubig und gingen jeden Sonntag in die Kirche.

So stelle ich mir die Entstehung der Gemeinde und Kultur von Urk vor: Eine kleine, hart arbeitende, aufeinander angewiesene Gemeinschaft. Natürlich abgeschottet gegen Einfluß von außen und beruflich an die Fischerei gebunden – es gab keine andere Möglichkeit.

In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhundert hätte sich das ändern können: Die Zuiderzee wurde 1932 durch einen Deich von der Nordsee abgetrennt und zum Ijsselmeer. Der Deich von Urk nach Lemmer wurde 1939 fertig gestellt und 1942 die Wasserfläche östlich von Urk trocken gelegt. Urk war keine Insel mehr. Das hätte das Ende der Erker Geminschaft sein können. Doch die Urker erwiesen sich als gleichermaßen stur und pragmatisch: Sie blieben Fischer, verlegten aber ihre Flotte auf die Nordseeinsel Texel und investierten in moderne Hochseetrawler. Die Besatzungen dieser Schiffe kamen und kommen aber noch immer von Urk und noch heute fährt der größte Teil der niederländischen Fischereischiffe das Kürzel „UK“ als Zeichen der Herkunft von Urk am Bug. Die Urker Fischer tragen als Zeichen ihrer Herkunft alle einen typischen goldenen Ohrring – und dass das keine Legende ist, kann jeder sehen, der schon einmal Urk besucht hat.

Als ich vor 25 Jahren das erste Mal Urk ansteuerte fand ich einen typischen Fischer- und Industriehafen vor. Es war laut, nicht besonders schön, der Hafen funktional und kaum auf durchreisende Segelyachten eingerichtet. Es gab nur wenige Gastliegeplätze. Ort und Hafen vermittelten den Eindruck keinen Wert auf Gäste zu legen. Hier wurde gearbeitet, Schaulustige waren nicht vorgesehen. Man blieb unter sich.

Wer heute den Erker Hafen ansteuert bekommt ein ganz anderes Bild zu sehen: Die Hafenbecken sind voll mit Sportbooten, rund um den Hafen zeigen sich gastronomische Angebote, eingebettet in historische Fischereifahrzeuge und immer noch Werften und Hafenbecken für vergleichsweise große Küstenmotorschiffe. Die Urker haben es geschafft ihre Tradition zu erhalten und trotzdem die moderne Welt wenigstens Willkommen zu heißen. Es gibt eine ganze Pier für Gastlieger, dahinter einen Strand, zwei Sanitärgebäude und viele Hinweise und Erklärungen der Urker Tradition. Wer es genau wissen will, besucht das Museum im ehemaligen Rathaus.

Im westlichen Hafenbecken liegen historische Fischereifahrzeuge aus verschiedenen Generationen: Hölzerne und stählerne Segelbotter, ebenso wie stählerne Motorkutter aus den dreißiger Jahren. Es gibt noch zwei Werften mit Helligen, die Schiffe auf Schlitten an Land ziehen können. Beide sind noch in Betrieb.

Das Urk die Tradition – und besonders die christliche – hoch hält, ist nicht nur am eher konservativen Erscheinungsbild (Frau trägt Rock) der Urker, sondern auch an geschlossenen Supermärkten und Restaurants am Sonntag zu erkennen.

Der christlichen Hochseefischerei ist nicht unweit des Leuchtturms ein eigenes Monument gewidmet. Hier sind die Namen aller Urker Fischer, die auf See ihr Leben gelassen haben, eingraviert. Dass der Fischerberuf auch heute noch gefährlich ist, läßt sich auf den Tafeln ablesen, deren Jahreszahlen bis in die Gegenwart reichen.

Den Helder Willemsoord

„Den Helder ist nicht halb so schön wie die Inseln,“ das habe ich selbst oft gedacht und bin dran vorbei gesegelt oder habe nur einen kurzen Stopp für die Nacht im Jachthafen eingelegt. Bis ich mir einmal die Zeit genommen habe, die Seedockschleuse zu passieren und im dahinter liegenden Hafen von Willemsoord festzumachen.

Willemsoord ist das ehemalige Ausbesserungswerk der niederländischen Marine: Um das geschützte Hafenbecken liegen ehemalige Werfthallen und abgeschlossene Trockendocks. In den neunziger Jahren zog die königliche Marine auf ein neues Gelände und machte den Weg frei für eine alternative Nutzung.

Das Kernthema bilden die Museumsschiffe des Marinemuseums: Ein 1936 gebauter Minenräumer, das Rammschiff Skorpion aus der Kaiserzeit, mit der „Bonaire“ ein besegeltes Dampfschiff aus dem 19. Jahrhundert und auf dem Museumsgelände ein begehbares Unterseeboot namens „Thunfisch“.

In die größte Halle ist ein Kino eingezogen, im ehemaligen Mastenlager und anderen Nutzgebäuden finden sich heute verschiedenste Gastronomieangebote. Schlendern und Schauen lohnt sich, für den Abend zu reservieren ist angeraten.

Viel hat sich entwickelt, anderes ist noch im Werden. Das Gelände von der Größe eines Stadtviertels erinnert an die maritime Vergangenheit und atmet noch den Duft von Metall, Schweißern und Nietern, sowie Arbeitern mit kreischenden Metallsägen. Auf einem Vorplatz liegen ausrangierte Schleusentore. Während Augen und Gedanken noch an den historischen Stätten hängen, zieht in die Nase langsam der Geruch von Pizza, Grillfleisch und asiatischen Gewürzen. Zeit einzukehren.

Die Bootsstege werden von Segelvereinen bewirtschaftet und einem überaus freundlichen Hafenmeister Team betreut. Die sanitären Anlagen sind modern und sauber, aber leider viel zu klein. Die Segler teilen sich das Toilettengebäude mit den Wohnmobilisten, die hier ebenfalls einen Stellplatz bekommen haben. Das war nicht vorgesehen und sprengt die Naßraumkapazitäten. Ich hoffe, die Betreiber entwickeln auch diese Nutzung weiter.

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